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Bonhoeffer-Ausstellung beschließt erste Etappe im Labertal - Abschlussveranstaltung beim OV Geiselhöring

Veröffentlicht am 31.05.2010 in Ortsverein

Pf. Fritsch (2. v.l.) mit den GenossInnen aus dem AK Labertal bei der Abschlussvernissage in Geiselhöring

Die Wanderausstellung „Dietrich Bonhoeffer“, die im Rahmen der Bonhoeffer-Wochen, die der SPD-AK Labertal derzeit mit den evangelischen Gemeinden in der Region organisiert, war als erstes vom 17. bis 30. Mai in Geiselhöring zu sehen. Der SPD Ortsverein nutzte die Gelegenheit, um sich intensiv mit der Person Bonhoeffers und den Konsequenzen für Politik und Demokratie aus seiner Haltung im 3. Reich zu beschäftigen. Eine Diskussionsrunde Ende letzter Woche im Gemeindesaal der Kreuzkirche brachte wichtige Erkenntnisse.

„Bonhoeffers Name steht für Widerstand im Nationalsozialismus. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer kämpfte gegen Hitler - allerdings ohne Waffen. Er betonte immer wieder die Verantwortung für seine Mitmenschen und die Wichtigkeit ‚wirklichkeitsgemäßen Handelns’“, zitierte Rainer Pasta, Sprecher des AK Labertal, aus einer Bonhoeffer- Biographie. „Es stellt sich jedoch die wichtige Frage für uns Sozialdemokraten, für die Christen beider Konfessionen, für alle Bürgerinnen und Bürger unseres Staates: Wie können wir – ja besser: wie müssen wir - Bonhoeffers Erbe heute für uns selbst interpretieren?“. Die Diskussionsrunde fand hierzu mehrere Antworten.

„Bonhoeffer hat sich eingesetzt - ganz praktisch, hat Zivilcourage gezeigt für die Menschen und das Leben, hat sich ganz bewusst geopfert um für die Welt mehr Gerechtigkeit zu erreichen. Er hat Entscheidungen getroffen, hat etwas getan und hat sich nicht unterworfen, nur um nicht anzuecken“, so Johannes Faden, SPD Ortsvorsitzender in Geiselhöring. Und Brigitte Wessely: „Bonhoeffer hat Widerstand geleistet gegen Wegschauen und gegen Mitmachen in einem für viele Menschen unwürdigen System. Er war überzeugt, dass man nicht die Augen vor Unrecht verschließen darf und der Politik nicht einfach den Rücken kehren kann. Eine Erkenntnis, die vielen Menschen heute zu denken geben sollte.“ Christus nachzufolgen sei nicht nur ein innerer, spiritueller Vorgang, sondern geschehe in der Welt, im Bereich der ethischen, politischen Verantwortung, so Johannes Faden.

„Der junge Bonhoeffer hat um das Jahr 1931 ein Schlüsselerlebnis, das seine Frömmigkeit vertieft und seine Theologie radikalisiert hat. In Bonhoeffers existentieller Wende erschließt sich ihm – und in der Folge immer wieder neu –, dass Christus ihn persönlich in dem Wort der Heiligen Schrift anredet und – vor allem durch die Weisungen der Bergpredigt – sein Leben prägen will. Diese Erfahrung bedeutet für Bonhoeffer gleichzeitig auch eine politische Umkehr. Es geht ihm fortan darum, die Sache Jesu Christi im politischen Raum zur Geltung zu bringen“, stellte Rainer Pasta ein weiteres Zitat zur Diskussion.

Bonhoeffer setzte sich für die Verkündigung des Friedenswillens Gottes und die Ächtung des Krieges als Mittel der Politik ein, stellte Helga Janker hierzu fest. „Nach Bonhoeffer ist die weltweite Kirche die Gegenwart Christi auf Erden, daraus empfängt sie ihre Vollmacht und Botschaft. Ihre Aufgabe ist keineswegs die Proklamation allgemeiner Prinzipien. Vielmehr muss sie wagen, Gottes Gebot gegenwartsbezogen, konkret und radikal zu verkündigen. Die Kirche muss den Staat deutlich auf die Folgen seines Tuns hinweisen. Sie hat ein Wächteramt und ist allen Opfern staatlichen Handelns zur Hilfeleistung verpflichtet, nicht nur den eigenen Mitgliedern. Hier in Deutschland und weltweit“

„Das Ausweichen vor der Problematik des ‚gemeinsamen Lebens’ in den privaten oder öffentlichen Kult ... sieht er aus christlicher Sicht als genauso verantwortungslos an wie die verbreitete Flucht aus der Verantwortung in den Opportunismus der Selbstpreisgabe und Kapitulation angesichts des Erfolges von Lüge und Ungerechtigkeit in der Welt. Ethischer Maßstab bleibt für ihn die konstruktive Arbeit an den Lebensbedingungen der Zukunft", so Rainer Pasta mit einem weiteren Zitat.

Bonhoeffer habe das gelebt, was er theologisch lehrte. „Christlicher Glaube lässt sich nicht mit Rückzug in binnenkirchliches Christsein leben, sondern verlangt nach einer aktiven Rolle in der Welt“, so Hubert Wittmann, SPD-Ortsvorsitzender aus Aufhausen und zu Gast in Geiselhöring. Weil Bonhoeffer aus diesem Denken heraus – anders als manch andere Theologen seiner Zeit - auch aktiv gehandelt und sich für den Widerstand entschloss, habe er ein entscheidendes Fundament für politisches Handeln gelegt und mit dafür gesorgt, dass Protestanten nach dem Krieg entschieden politische Verantwortung wahrnahmen und halfen, ein demokratisches und friedliches Deutschland nach der Tyrannei der Nazi-Diktatur aufzubauen. „Wer sich mit Bonhoeffer beschäftigt, der muss erkennen, dass die Freiheit des Menschen auch die Freiheit und Verpflichtung ist, in der Welt und in der Politik Verantwortung für die Mitmenschen wahrzunehmen. Für uns ist es heute Grundlage und Maxime unseres politischen Handelns“, so Hubert Wittmann.

“Dietrich Bonhoeffer kam aus einem sehr kultivierten Bürgerhaus. Es war ein sozialdemokratisch orientiertes Elternhaus, aber vor allen Dingen ein naturwissenschaftliches, nüchternes und kulturbewusstes Haus, das deutlich kirchenfern war. Trotzdem war er ein frommes Kind gewesen. Er hatte einen so starken Draht, eine so starke Verbindung zu Jesus - oder wie man es nennen will -, dass er Neues, das auf ihn zu kam, oft ganz nah an sich heran lassen konnte“, so Ruth-Alice von Bismarck in Erinnerungen an ihre Schwester Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer in den "Brautbriefen", wusste Rainer Pasta zu berichten. Diese Briefe schrieben sich Dietrich und Maria in ihrer Verlobungszeit, als Dietrich Bonhoeffer im Gefängnis auf das Todesurteil wartete.

Rainer Pasta schloss die Diskussionsrunde mit den Ausführungen einer engagierten Schülerin, deren Schule nach Dietrich Bonhoeffer benannt werden sollte: "Bonhoeffer war engagiert: für Minderheiten, für einen freiheitlichen Staat, für Frieden. Bonhoeffer war Pazifist. Er war also nicht nur Seelsorger und Märtyrer, sondern auch ein mündiger, kritischer und engagierter Staatsbürger. Der Sinn der Namensgebung sollte daher nicht nur darin bestehen, eine einmalige Feier abzuhalten, sondern die Inhalte Bonhoeffers in unserer Schule und damit in unserer Gesellschaft zu verwirklichen." „Wie steht es mit der Verwirklichung der Wertvorstellungen und Inhalte Bonhoeffers heute in unserer Region, in der Gesellschaft?“, stellte Pasta die entscheidende Frage des Abends.

Bonhoeffers Attraktivität für Christen aller Konfessionen liege vor allem in seiner glaubwürdigen Verbindung von Theologie und Leben begründet. Bonhoeffer heute richtig zu verstehen und seinen Weg fortzusetzen bedeute, "für diejenigen zu schreien, die heute unter das Rad kommen". Bonhoeffer hätte unter anderem betont, dass die Kirche den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet sei, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören. Dies gelte für jeden einzelnen von uns . Bonhoeffers Gedankengut müsse im Denken der Menschen von Heute so aktuell sein wie nie, so dass gemeinsame Schlusswort des SPD-Ortsvereins zum Abschluss der ersten Ausstellungswochen im Labertal.

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